Ford Köln: Besuch aus Belgien

250 Ford­ar­bei­te­rin­nen und -ar­bei­ter aus dem bel­gi­schen Genk be­su­chen den Ge­samt­be­triebs­rat in Köln-Niehl

Kolleginnen und Kollegen vor Ford, im Vordergrund Polizei.

Das Ford-Werk in Genk wird schließen. So haben es die dortigen Manager ange­kün­digt. Alle 4300 Kolle­ginnen und Kol­legen sollen ent­las­sen werden. Betrof­fen sind die Fami­lien und im Um­feld weitere 6000 von dieser Fabrik abhän­gige Beschäf­tigte. Im Jahre 2010 waren 12% Lohn­verlust erpresst worden, angeb­lich, um die Zukunft des Werkes zu sichern. Prompt hat Ford 2011 welt­weit einen Rekord­gewinn von 8 Mil­liar­den Euro einfah­ren können. Belgien pumpte in den vergan­ge­nen 50 Jahren so hohe Summen an Sub­ven­tio­nen in das Werk, dass es eigent­lich schon längst dem Staat gehö­ren müsste.

Am Mittwochmorgen (7. November 2012) fahren ange­sichts ihrer drohen­den Entlas­sung 250 Kol­le­gin­nen und Kolle­gen aus Genk nach Köln. Sie wollen zum Gesamt­betriebs­rat, der an diesem Tag in Niehl zusam­men­kommt. Aber das Tor bleibt verschlos­sen. Als die Genker Arbei­ter alte Auto­reifen in Brand setzen, Feuer­werks­körper anzün­den, die Werks­feuer­wehr zum Löschen heraus­fährt und dazu das Tor öffnet, strömt die Genker Dele­gation aufs Werks­gelände. Werk­schutz und Polizei, die kurz­fristig 400 Mann mobi­lisie­ren kann, sind zunächst über­fordert. Sie drängen dann aber die Dele­ga­tion vom Werks­gelände. Stunden­lang werden sie vor dem Tor 3 fest­gehal­ten. Ein Polizei­hub­schrauber kreist über dem Kessel. Erst um 13.30 Uhr werden die Kolle­gin­nen einzeln zur Personal­fest­stel­lung abge­führt, foto­gra­fiert und zu den Bus­sen geleitet.

Angeblich will die Werks­leitung auf Anzei­gen verzich­ten, aber die Staats­an­walt­schaft legt Wert auf die ent­wür­di­gen­de Regis­trie­rung der Demons­tran­ten. Polizei­sprecher Christoph Gilles: »Die Staats­anwalt­schaft hat ent­schie­den, dass alle Perso­na­lien der Demons­tran­ten fest­zu­hal­ten sind, da der Tat­be­stand des Land­friedens­bruch besteht.«

Wenige Kollegen aus Niehl drücken spontan in der Mittags­pause ihre Soli­da­rität aus. Dieter Hinkel­mann, in Per­sona­lunion Vorsit­zen­der des BR in Niehl und des euro­päi­schen Gesamt­betriebs­rats, hält eine kurze Anspra­che im Polizei­kessel, lässt Brötchen und Kaffee aus der Kan­tine kommen. Er sagt: »Wir kriti­sie­ren nach­drück­lich die ange­kün­digte Schließung des Genker Standortes.«

Am kommenden Sonntag, 11. No­vem­ber, wird eine Dele­gation der IG Metall mit Bussen von Köln-Niehl zur Demons­tra­tion nach Genk fahren (ab 9.30 Uhr, Tor 3, Haltestelle der 12, Geeste­münder Straße).

Die belgische PTB/PVDA und DKP planen eine gemein­same Aktion. Von ihnen ist zu hören: »Die Bosse von Ford werden versu­chen, die Beleg­schaf­ten gegen­einan­der auszu­spielen. Nötig ist die Soli­da­ri­tät der Stand­orte unter­einan­der. Wenn weniger Autos gebaut werden, muss das an allen Stand­orten gesche­hen, sonst wird einer nach dem anderen geschlos­sen werden, ist nie­mand mehr sicher. Nicht zu Lasten der Beschäf­tig­ten, sondern mit einer allge­mei­nen Arbeits­zeit­verkür­zung mit vollem Lohn­aus­gleich in der gesam­ten Auto­mo­bil­branche. Der Aktions­tag der euro­päi­schen Gewerk­schaften muss und wird auch ein Kampf­tag zur Vertei­di­gung der Arbeits­plätze bei Ford in Genk und an den ande­ren Stand­orten sein. Die Reichen sollen selbst für ihre Krise bezahlen! Der Mensch geht vor Profit!«

Text und Foto: Klaus Stein