Die Keupstraße spricht. Endlich können sich die Opfer des Nagelbombenanschlags darüber äußern, was am 9. Juni 2004 in der Kölner Keupstraße passiert ist und was das mit ihnen gemacht hat. Aber der Richter Götzl gibt jedem Zeugen nur zwanzig Minuten Zeit, zu wenig, um das Ereignis und das Ausmaß der körperlichen und seelischen Folgen zu beschreiben
Kemal G. war kürzlich erst aus der Osttürkei geflohen, hatte sich Schutz in Deutschland erhofft. Nach Angstzuständen verlor er seine Arbeit. Einen Kiosk musste er aufgeben. Er hofft, bei einem neuen Job mit der Hilfe von Psychotherapie durchhalten zu können. Im Laden von Ertan T. (52) wurden die Vitrinen verwüstet. Er berichtet, dass die Polizei dem Verdacht eines Machtkampfes zwischen Türsteher-Szene und Mafia nachging.
20. Januar, der 175. Verhandlungstag im Münchner NSU-Prozess. Eine Reihe von Anschlagsopfern aus der Köln-Mülheimer Keupstraße werden heute und in den folgenden Tagen befragt. Viele Menschen wollen die Verhandlung in dem bunkerartigen Raum A 101 des Justizzentrums verfolgen, der Andrang ist groß. Die Zuschauertribüne hat nur 68 Plätze, Journalisten ist die Hälfte davon vorbehalten. Kein Platz bleibt unbesetzt. Wer rein kommen will, muss früh aufstehen. Seit 6.00 Uhr warten in der Kälte die Eltern von Sandro D., die Mutter von Melih K. trifft später ein. Die Freunde Sandro D. und Melih K. sind seinerzeit schwer verletzt worden. Ihre Aussagen sind auf den Vormittag terminiert.
Am 5. Januar 2015 konnten 12 000 Kölnerinnen und Kölner den 250 Rassisten von Kögida (Köln gegen Islamisierung und den Asylmissbrauch) zeigen, dass ihre rassistischen Sprüche in dieser Stadt nicht willkommen sind. Köln bleibt bunt. Kögida gab zunächst auf. Aber nach den terroristischen Anschlägen auf Charlie Hebdo und einen koscheren Supermarkt in Paris erhoffte sich ein kleiner Kreis von Pro-NRW-Rassisten wieder Resonanz. Die Bündnisse »Köln gegen rechts« sowie »Köln stellt sich quer« mobilisierten gegen die für Mittwoch, den 14. Januar, geplante Kundgebung vor dem Hauptbahnhof. Und die Polizei verweigerte zunächst einmal den Rassisten die Genehmigung des geplanten Marsches durch die Innenstadt. Dann aber erzwang noch sehr kurzfristig am Mittwochnachmittag das Oberverwaltungsgericht Münster diese Gelegenheit für allenfalls 80 Kögida-Anhängern sowie 40 Hooligans, vom Hauptbahnhof 400 Meter durch die Innenstadt zu marschieren.
Am Tag vor der 5. Tarifverhandlungsrunde für die 36.000 Beschäftigten der Arbeiterwohlfahrt (AWO) in NRW hatte ver.di heute zu einem ganztägigen Warnstreik aufgerufen. Bis 11.00 Uhr reisen die Streikenden mit Bussen aus ganz NRW an. Sie wollen zum Sitz des AWO-Bezirksverbandes Mittelrhein in Köln-Chorweiler ziehen. Denn hier residiert auch der Vorsitzende des Arbeitgeberverbandes AWO Deutschland, Andreas Johnsen, in dessen Auftrag die Tarifverhandlungen auf Arbeitgeberseite geführt werden. Auf dem Parkplatz findet eine kleine Kundgebung statt. Hier werde ich schon fast alle UZ-Extra los, die ich dabei habe. Wir sind zu zweit. Eigens für diese Aktion ist diese UZ-Extra von der Redaktion bereit gestellt worden.
»Bestraft werden sollen ich und meine Kollegen – gemeint sind wir alle«
Köln, 20. Oktober 2014
Zum Jahresende wird das Ford-Werk im belgischen Genk geschlossen.
Heute stand Gaby Colebunders in Köln vor Gericht, weil er gegen die Schließung protestiert hat. Er sagt dazu: »Bestraft werden sollen ich und meine Kollegen – gemeint sind wir alle. Das wahre Verbrechen ist die Werksschließung und die Vernichtung von Arbeitsplätzen. Und wir lassen uns nicht vorschreiben, wie wir um unsere Arbeitsplätze zu kämpfen haben. Die Aktion am 7. November 2012 in Köln war ein wichtiges Signal, wie wir uns international gegen die Zerstörung unserer Lebensgrundlage wehren können. Wir fordern den Freispruch aller Beschuldigten.«
Er ist einer der Kollegen, die Widerspruch gegen die Strafbefehle wegen angeblichen Landfriedensbruchs eingelegt haben.
Kollegen aus Genk waren mit einem Bus gekommen. Anlässlich des Verhandlungstermins vor dem Kölner Amtsgericht organisierte das Soli-Komitee eine Kundgebung.