Bericht von unserer Fahrt zur MANIFIESTA in Bredene
Am 20. September machten sich 8 Kölner Genossinnen und Genossen um 07:30 Uhr auf den Weg nach Bredene, um das Fest der Partei der Arbeit Belgiens (PTB) zu besuchen.
Nach ca. dreieinhalbstündiger Fahrt fiel uns zunächst auf, dass die belgische Polizei freundlich und hilfsbereit den Verkehr zur Zufahrtsstraße des Festivals regelte. Kostenfreie Parkplätze zu finden war für uns daher kein Problem. Das Festivalgelände befand sich in unmittelbarer Nähe, es war rund um die Kongresshalle Bredenes angeordnet. Jede Provinz und die Region Brüssel waren durch eigene Großzelte vertreten, auf den vielen asphaltierten Flächen präsentierten sich neben den kulinarischen Angeboten die Bruderparteien, die Kuba-Solidarität, das Jugendcamp und das Kinderdorf.
Der freundliche Empfang unserer „Delegation“ durch Adrian Kefer, von Beruf Deutschlehrer und auf dem diesjährigen UZ-Pressefest Vertreter der belgischen Delegation, und Hendrik Vermeersch, dem Direktor der MANIFIESTA, hat uns sehr gefreut. Trotz des diesigen Wetters war die Stimmung spätsommerlich-fröhlich, und um die Mittagszeit zeigten sich auch einige Sonnenstrahlen. Die Presse war unter Anderem durch einen Übertragungswagen des belgischen Rundfunks RTBF vertreten. Ein Kurzbericht von der MANIFIESTA ist unter www.deredactie.be erschienen.
Die Verkaufswagen, an denen belgische Fritten mit Mayonnaise (2€) und in weiteren Variationen angeboten wurden, betrieben die Genossinnen und Genossen der PTB selbst. Insgesamt waren 1.500 freiwillige Helfer für die insgesamt 11.000 Besucher jederzeit ansprechbar.
Die vom Genossen Achim Lebrun mitgebrachte DKP-Fahne gab mehrfach Anlass, uns anzusprechen. Dabei kamen interessante, wohlwollende Gespräche zustande. So wurde beispielsweise geäußert, dass die PTB mit 7.000 Mitgliedern zwar groß sei - hochgerechnet in Bezug zur Gesamtbevölkerung der beiden Länder (Belgien 10 Mio., BRD 80 Mio.) müsste die DKP über 55.000 Mitglieder haben (!) – sie aber dennoch von unserer Tradition und Geschichte viel lernen könne. Eine linke Tageszeitung wie die „junge welt“ gäbe es beispielsweise in Belgien nicht, so der Parteivorsitzende Peter Mertens im Gespräch. Ein französischer Gast bemängelte die – seiner Meinung nach – reformistische Haltung seiner (PCF-)Parteiführung und klopft Achim auf die Schulter: mindestens zweimal wird ihm gegenüber die Wichtigkeit einer konsequent handelnden KP, fernab des Reformismus, betont!
Viele Menschen mit dunkler Hautfarbe, insbesondere aus den ehemaligen belgischen Kolonien, aber auch französischsprachige Nordafrikanerinnen bewegen sich auf dem Platz und geben dem Festival einen vielfältigen und internationalistischen Charakter. In diesem Zusammenhang ist erwähnenswert, das den ausländischen Bruderparteien – KKE, PCP, DKP, KPL,NKPNL, AKEL, PCP u.a. - relativ zentral gelegen Raum zur Selbstdarstellung gegeben wurde.
Im Cuba-Zelt, sammelte nicht nur der mitgereiste Horst Smok Unterschriften für die Cuban Five. Die Stimmung war riesig, da neben den anregenden kubanischen Cocktails Tanzunterricht in Merenge angeboten wurde und viele dieses Angebot wahrnahmen.
Trotz der vielen Besucher wird für große Sauberkeit auf dem ganzen Gelände gesorgt: Helfer mit großen Plastikrohren - amüsant mit Plastikbechern verkleidet - sammeln die Pfandbecher ein, Jetons für Speisen und Getränke werden an Kassenhäuschen verkauft, „Vrijwillige“ (Helfer) mit Müllpickern und Müllsäcken halten das Gelände sauber. Überall hängen bunte Wimpelketten.
Im Zelt des Frauenwiderstandes singt eine Künstlerin u.a. „le accordeoniste“ von Edith Piaf, Pete Seeger wird mit einem sensationellen Revival-Konzert gedacht. Was fehlt sind Arbeiterlieder wie bei uns, populäre linke Musiker und andere Künstler sind nicht zu sehen,oder aber uns waren sie nicht bekannt...
Die Abschlusskundgebung um 17:30 Uhr mit Peter Mertens, Angela Davis, führenden belgischen Gewerkschaftern bei der MANIFIESTA im „Circus“-Zelt war beeindruckend und kämpferisch – „Die Internationale“ in selten vernommener Kraft.
Die fast vierstündige Anreise in Fahrgemeinschaft im Mietwagen hat sich gelohnt, € 25,00 für Sprit und Einlass pro Person hat uns einen bewegenden Tag unter Freunden beschert. Wir kommen nächstes Jahr wieder!
Achim Lebrun u. Wolfgang Reinicke-Abel
«Wie können sie es wagen?» Eine Buchrezension zu Peter Mertens Schrift hier als pdf: