Kölner Parteien zur Wohnungsfrage

Mieten runter! Wohnraum schaffen!

Wahlplakat: »Bezahlbar wohnen in ganz Köln«.

Ver­spro­chen!

Tün­nes: Herr­lich, al­le Par­tei­en ver­spre­chen uns Woh­nun­gen und be­zahl­ba­re Mie­ten.

Schäl: Da kann ja nichts mehr schief ge­hen.

Es kann schief ge­hen.
Und war­um?

Kürz­lich muss­ten ei­ni­ge Hun­dert­schaf­ten Po­li­zei sehr früh auf­ste­hen, weil Kal­le Ge­rigk aus sei­ner Woh­nung zwangs­ge­räumt wur­de. Er wird nicht der letz­te sein, dem das blüht. In Köln stei­gen die Mie­ten. Al­lein im ver­gan­ge­nen Jahr um 9 Pro­zent. Nur noch 7% des Woh­nungs­be­stan­des sind in der So­zi­al­bin­dung. Aber 45% der Köl­ne­rin­nen und Köl­ner ha­ben ei­nen An­spruch auf ei­ne So­zi­al­woh­nung.

Wahlplakat: »Keine Ghettos für Reich: Sozialwohnungen auch im Hahnwald. Piraten wirken hier«.

Bun­des­weit gibt es jähr­lich 25 000 Zwangs­räu­mun­gen. Die­se Zahl steigt. Al­le stim­men dar­in über­ein: die Woh­nungs­not ist eines der bren­nends­ten so­zia­len Pro­ble­me.

D­a­bei ge­hört Woh­nen zu den so­zia­len Men­schen­rech­ten. Aber der Ka­pi­ta­lis­mus kann es of­fen­kun­dig nicht si­chern. Denn die Woh­nung ist ei­ne Wa­re wie je­de an­de­re. Man muss sie sich leis­ten kön­nen.

CDU, SPD, FDP und Grü­ne wol­len wie­der in den Stadt­rat. Aber sie sa­ßen auch schon vor­her drin und hat­ten je­de Ge­le­gen­heit, für be­zahl­ba­ren Wohn­raum zu sor­gen.

Wer trägt die Ver­ant­wor­tung da­für, dass mehr Woh­nun­gen aus der So­zi­al­bin­dung fal­len als an­ge­bo­ten wer­den? Dass über­haupt zu we­nig Woh­nun­gen er­rich­tet wer­den? Was sind die Grün­de für die stei­gen­den Mie­ten? Hat das Me­tho­de oder ha­ben wir es mit Fehl­pla­nun­gen zu tun? CDU und FDP be­haup­ten letz­te­res. Si­cher ge­gen bes­se­res Wis­sen. Sie hat­ten kei­ne Mehr­heit und da­mit – das wol­len sie uns glau­ben ma­chen – kei­ne Ver­ant­wor­tung.

Pro­fi­te mit der Mie­te

Die Mie­ten stei­gen, weil Bau­her­ren aus­schlie­ß­lich bau­en, wo Ren­di­ten lo­cken. Der Woh­nungs­man­gel treibt die Mie­ten hoch. Da­zu kommt: schon in die Grund­stücks­prei­se sind ma­xi­ma­le Mie­ten ein­kal­ku­liert. Folg­lich treibt so­gar das Sub­ven­ti­ons­sys­tem des So­zia­len Woh­nungs­baus die Grund­stücks­prei­se hoch.

Wahlplakat: »CDU Köln ... Wohnraum? Bezahlbare Mieten? Mehr davon!«.

Die CDU-For­de­rung: »Pri­va­te In­ves­to­ren müs­sen An­rei­ze ge­bo­ten be­kom­men« macht die In­ves­to­ren gie­rig und die Mie­ten teu­er. Die­ser Satz be­schreibt so­gar ex­akt den Zu­stand, den al­le be­kla­gen. Die FDP will: »Al­le Bau­her­ren, Pri­vat­per­so­nen wie ge­werb­li­che In­ves­to­ren, müs­sen von der Ver­wal­tung bes­ser be­treut wer­den.« Die SPD möch­te »pri­va­te In­ves­to­ren in die Pflicht neh­men, ge­för­der­ten Woh­nungs­bau zu er­rich­ten«, sie al­so zu Ge­win­nen ver­don­nern.

In Wahr­heit sind ge­gen­wär­tig die Kre­di­te oh­ne­dies so bil­lig, dass Bau­her­ren lie­ber auf die För­der­gel­der ver­zich­ten, um sich der Miet­preis­bin­dung zu ent­zie­hen.

Die Grü­nen – im­mer­hin – ver­schwei­gen nicht, dass die Woh­nungs­not et­was mit dem Ka­pi­ta­lis­mus zu tun hat. Sie sa­gen: »Die Fi­nanz- und Eu­ro­kri­se hat ei­ne gro­ße Spe­ku­la­ti­ons­wel­le auf den groß­städ­ti­schen Im­mo­bi­li­en­märk­ten aus­ge­löst, weil glo­ba­les Ka­pi­tal und re­gio­na­le Klein­an­le­ger Si­cher­heit und Ren­di­te im Grund­ver­mö­gen su­chen. Die Fol­gen sind stei­gen­de Im­mo­bi­li­en­prei­se, Lu­xus­woh­nungs­bau und Ei­gen­tums­um­wand­lun­gen.«

Sie hal­ten 5000 neue Woh­nun­gen pro Jahr für nö­tig.

Wahlplakat: »Miethaie stoppen! Bezahlbare Wohnungen! Die Linke.«.

Auch die Par­tei Die Lin­ke sagt rich­tig: »Der Markt ver­schärft das Pro­blem: Den Ge­winn­erwar­tun­gen pri­va­ter In­ves­to­ren fol­gend wur­den 2013 in Köln nur 530 So­zi­al­woh­nun­gen ge­baut, aber et­wa 3000 teu­re Woh­nun­gen.« Sie for­dert wie der Mie­ter­ver­ein den Bau von min­des­tens 2000 So­zi­al­woh­nun­gen im Jahr, die vor al­lem durch die Stadt und ih­re Un­ter­neh­men zu bau­en wä­ren.

In­ves­to­ren mo­ti­vie­ren?!

Die Ka­pi­ta­lis­mus­kri­tik von Grü­nen und PDL bleibt lei­der fol­gen­los. Bei­de ha­ben sich von SPD und CDU im Stadt­rat am 17. De­zem­ber in ein ge­mein­sa­mes Maß­nah­me­pa­ket ein­bin­den las­sen. Es ist völ­lig un­zu­läng­lich. Was plant die »Ganz Gro­ße Ko­ali­ti­on« des Stadt­rats?

Ein »ko­ope­ra­ti­ves Bau­land­mo­dell« und ein Son­der­pro­gramm »Be­zahl­ba­ren Wohn­raum si­chern – In­ves­to­ren mo­ti­vie­ren«.

Mit dem Bau­land­be­schluss soll er­reicht wer­den, dass 30 Pro­zent des Neu­baus aus So­zi­al­woh­nun­gen be­ste­hen. Mit dem Son­der­pro­gramm will die Stadt auf die ge­setz­li­che För­de­rung noch 150 Eu­ro pro Qua­drat­me­ter Wohn­flä­che drauf le­gen und da­mit die In­ves­to­ren lo­cken. Das Pro­gramm ist in­des bei 2 Mil­lio­nen Eu­ro ge­de­ckelt, so dass al­len­falls 150 Woh­nun­gen zu­sätz­lich ge­för­dert wer­den. Ver­spro­chen sind 1000. Die wer­den nicht er­reicht wer­den. Im ver­gan­ge­nen Jahr wa­ren es im­mer­hin 537 (2012 nur 210). Gleich­zei­tig fie­len 1400 So­zi­al­woh­nun­gen aus der Bin­dung.

Wahlplakat: »Mehr Wohnungen: niedrigere Mieten! Das braucht Köln«.

Kein Wun­der ist, dass sol­che Pro­gram­me von der FDP ab­ge­lehnt wur­den. Die Li­be­ra­len sind so­gar ge­gen Mi­lieu­schutz­sat­zun­gen, die teu­re Sa­nie­run­gen er­schwe­ren könn­ten, wört­lich sind sie ge­gen »ei­ne ideo­lo­gisch ge­trie­be­ne Woh­nungs­bau­po­li­tik, in­ves­ti­ti­ons­hem­men­de Dis­kus­sio­nen über Miet­preis­brem­sen, so­ge­nann­te Mi­lieu­schutz-Sat­zun­gen und kom­pli­zier­te Bau­vor­schrif­ten«, weil sie In­ves­to­ren ab­schre­cken könn­ten. Im Um­kehr­schluss muss man un­ter­stel­len, dass die »Par­tei der Bes­ser­ver­die­nen­den« es auf ho­he Mie­ten an­legt, um In­ves­to­ren zu er­mu­ti­gen. Für die FDP er­scheint die ge­gen­wär­ti­ge Ka­ta­stro­phe eben­so wie für die In­ves­to­ren der wün­schens­wer­te Zu­stand.

Auch die an­de­ren Rats­par­tei­en ha­ben da­zu kei­ne Al­ter­na­ti­ve. Al­le wol­len In­ves­to­ren her­an­lo­cken. Ger­ne wird be­haup­tet, die Stadt ha­be für ei­ge­nen Woh­nungs­bau kein Geld. Tat­säch­lich aber wer­den schon durch die För­der­maß­nah­men die Bau­kos­ten (oh­ne Grund­stücks­kos­ten) im Ge­schoss­woh­nungs­bau voll­stän­dig ab­ge­deckt. Glau­ben Sie kei­nem, der das be­strei­tet!

Was sagt die DKP?

Zwei Genossen befestigen DKP-Plakat an Lichtmast. »Mieten runter! Wohnraum schaffen! DKP in die Bezirksvertretung«.

So­zi­al kann der Woh­nungs­bau nur sein, wenn Woh­nun­gen, die mit öf­fent­li­chen Gel­dern ge­baut wer­den, in öf­fent­li­chem Ei­gen­tum blei­ben. Das for­dern wir. Das Geld da­für ist da.

Wert­stei­ge­run­gen von Grund­stü­cken spie­geln die Ge­winn­erwar­tun­gen, ent­ste­hen aber oh­ne jeg­li­ches Zu­tun der Ei­gen­tü­mer. Folg­lich soll­ten kom­mu­na­le Grund­stü­cke nicht ver­kauft, pri­va­ter Grund und Bo­den viel­mehr in Ge­mein­ei­gen­tum über­führt wer­den!

Und das al­les will die DKP in der Be­zirks­ver­tre­tung er­rei­chen? Zu­ge­ge­ben, das dürf­te schwer fal­len, zu­mal die Be­zirks­ver­tre­tun­gen oh­ne­hin sehr we­nig zu sa­gen ha­ben. Aber wir sind si­cher, dass wir die ei­ne oder an­de­re Grund­stücks­spe­ku­la­ti­on ver­öf­fent­li­chen, Miet­wu­cher ent­hül­len und hel­fen könn­ten, Em­pö­rung auf die Stra­ße zu brin­gen. Oh­ne­hin min­dert je­de Stim­me für die DKP die Frech­heit der Spe­ku­lan­ten und ih­rer po­li­ti­schen Par­tei­en und er­höht den Druck für »Mie­ten run­ter! Wohn­raum schaf­fen!«

Text und Fotos: Klaus Stein