Rettet die Egonstraße!
SSM ruft zu einer «schönen und vielleicht sogar etwas zeremoniellen Kundgebung»
Foto: SSM
«60 Quadratmeter Wohnfläche, Gärten und Vorgärten. Sie leben jetzt häufig schon in der dritten Generation hier, alle kennen sich, alle helfen sich. Die Miete ist gering, dafür halten die Bewohner ihre Häuser instand. Ein intaktes Viertel. Aber gefährdet. Die Stadt Köln ist Eigentümerin der Siedlung. Sie tut wenig für die Instandhaltung der Häuser. Auch die Straßen sind vernachlässigt. Der Erhalt der Siedlung ist der Stadt zu »unwirtschaftlich«, die Mieten sind zu niedrig. Dabei liegt die Siedlung in der Nähe des Rheins und des Stammheimer Schlossparks. Das macht Investoren begehrlich und eine Überplanung wahrscheinlich. Freiwerdende Häuser werden nicht mehr an die Kinder und Verwandten der Siedler vermietet, sondern direkt abgerissen, sobald sie leer stehen. Von den 80 Häusern stehen mittlerweile nur noch 50. In der Siedlung geht die Angst um. Die gute Nachbarschaft wird zerstört. Die Mieter fühlen sich schikaniert.»
Das schrieben wir im November 2013. Damals machte die Sozialistische Selbsthilfe Mülheim (SSM) in der Egonstraße mit einer Hausbesetzung auf das Problem aufmerksam. Eine weitere Hausbesetzung war im vergangenen Jahr nötig.
Die Bezirksvertretung Mülheim hat sich einstimmig für den Erhalt der Siedlung ausgesprochen. Nur die Stadtverwaltung beharrt darauf, daß sie abgerissen werden müsse. Zu wünschen wäre, dass die Stadt Köln beim Bau von neuen Wohnungen ähnlich beharrlich wäre. Grund für den Abriss sei die Nähe zum Klärwerk. Offenkundig ein Vorwand. Erst nach der Siedlung ist das Klärwerk ausgebaut worden.
Am Samstag, den 16. Mai, besuchten Politiker die Siedlung. Die Initiative «Recht auf Stadt» nahm die Gelegenheit wahr, ihre Solidarität mit den Anwohnern der Egonstraße zu demonstrieren.
Für Montag, den 18. Mai 2020 versammelt sich der Liegenschaftsausschuss des Kölner Rates erneut, um über die Egonstraße zu beraten. Die SSM ruft für 17.00 Uhr zu einer «schönen und vielleicht sogar etwas zeremoniellen Kundgebung» auf.