DKP Köln erinnerte an die Stürmung der Elsaßstraße

Blumentöpfe und Müll gegen die SA

Blumengeschmückte Gedenktafel an den 3. März 1933 in der Elsaßstraße.
Foto: Klaus Stein

4. März 2023, mittags, Köln-Südstadt, Elsaßstraße 45:
Eine Tafel, ihr Text lautet: «3. März 1933. Mehrere Wochen nach der Machtübernahme marschierten SA-Trupps erstmals durch die Elsaßstraße, die als Hochburg der Kommunisten galt. Die Bewohner bewarfen die Nationalsozialisten aus den Fenstern mit Blumentöpfen, Flaschen, Mülltonnen und anderen Gegenständen. Die damalige Schutzpolizei eröffnete daraufhin das Feuer und nahm 70 Personen fest.»

Ein Stadtführer erklärt seiner Gruppe die Ereignisse, die sich hier vor 90 Jahren zugetragen haben. Dann zieht die Gruppe weiter zum Hochbunker, wo ein Bild das damalige Geschehen veranschaulicht. Eine Viertelstunde später versammelt sich eine Runde von Freunden und Genossen an derselben Hausecke. Walter Stehling hält eine Ansprache:


«Das Vorkriegsereignis, weshalb wir hier rum stehen, jährt sich nun zum 90. Mal. Am 3.3.1933 kam es in dieser Straße zum letzten zivilen Ungehorsam, zum letzten größeren Widerstand aus der Bevölkerung gegen die Nazibarbarei. Diese Gedenktafel von 1983 erinnert daran. Wenige Monate vorher hatte der Aachener Wandmaler Klaus Paier die Ereignisse am 1942 errichteten Hochbunker anschaulich illustriert.

Es ging dabei schon heftig her, wie uns ein Blick auf diese Fassade zeigt. Man sieht dort einige Einschüsse, die nicht vom Krieg herstammen, sondern von der Polizei!
Sie halfen den neuen Herren der Straße: einem Trupp der SA, der Sturmabteilung der NSDAP. Der war, ganz in der bescheuerten allbekannten Faschoweise, mit Fackeln und viel Buhei durch die Arbeiterviertel gezogen - provokant und besoffen. Besoffen auch natürlich vom Rausch des siegreichen Terrors...»

Raimund hat an die Nelken gedacht. Sie werden an die Bronzetafel geklemmt. Wir staunen über die kopfgroßen Einschußlöcher an der Klinkerwand. Sie stammen von Polizeigeschossen größeren Kalibers, nicht vom Krieg. Dann ziehen auch wir hundert Meter weiter, um das Bild am Hochbunker zu besichtigen.
Es folgt eine weitere Gruppe von Stadttouristen, die sich vor der Tafel deren Bewandtnis erläutern lassen. In den Häusern seien damals Werkswohnungen von Felten & Guillaume gewesen.
Dann trudelt Reinhard mit Freunden ein. Sie haben sich verspätet, warten zunächst. Sofia sorgt für ein Glas mit Wasser, um die Nelken zu versorgen. Aus der Plauderei entsteht eine Diskussion. Passanten bleiben stehen, hören in die Versammlung hinein. Das geht so bis 16.00 Uhr.

Zugegeben, der Ablauf war zufällig, aber auch durch seine Dauer würdigte er das Ereignis, dessen zu gedenken war, in angemessener Weise.


Gedenken an den 3. März 1933 in der Elsaßstraße.

Walter Stehling. Rede zum Gedenken an den 3. März 1933 in der Elsaßstraße.

Hinweis zum Gedenken an den 3. März 1933 in der Elsaßstraße.


 Gedenken an den 3. März 1933 in der Elsaßstraße (weitere Fotos)