Die Liebe einer Frau (Clair de femme)

DKP Gruppe Köln Innenstadt lädt ein

Wir zeigen
Dienstag, den 22. März 2016, 19.30 Uhr im Freidenkerzentrum, Bayenstraße 11 den Film

Die Liebe einer Frau

(Clair de femme)
Frankreich, 103 Minuten
Premiere 29. August 1979
Regie Costa-Gavras

Von Costa-Gavras erwarten wir politische Filme. „Die Liebe einer Frau“ wird uns diesbezüglich enttäuschen.

Statt das Flugzeug nach Caracas zu nehmen, verlässt Michel den Pariser Flughafen wieder, steigt in ein Taxi und fährt in die Innenstadt, steigt aus und stößt mit einer Frau zusammen. Ihr fallen die Einkaufs-tüten aus der Hand. Das ist eh schon unangenehm, aber dann zahlt sie auch noch das Taxi, als er fest-stellt, dass er nur Dollars bei sich hat. Jetzt suchen die beiden ein Café auf. Michel stellt ihr einen Scheck aus. Sie verrät ihren Namen: Lydia.

Kurz gesagt, wir haben es mit einem „coup de foudre“, (wörtlich Blitzschlag, sinngemäß: Liebe auf den ersten Blick) zu tun. Es geht um die kurze Liebe eines Paares, das jeweils den Partner verloren hat und darüber nicht hinwegkommt. Der Film wurde sehr flott hintereinander in Cinecittà/Rom gedreht, an 53 Tagen, letzter Tag war der 20. Februar 1979. Die Hauptrollen spielen Yves Montand und Romy Schneider.

Der Film beruht auf dem Roman Clair de femme von Romain Gary. Erschienen 1977. Gary ist 1914 in Vilnius geboren und hieß damals Roman Kacew. 1928 Übersiedlung mit der Mutter nach Frankreich, 1933 Abitur, Jurastudium. Militärdienst bei der Luftwaffe, Flucht nach London und Eintritt in die Luftstreitkräfte des „Freien Frankreich“. Einsätze in Nord- und Zentralafrika, Kampfflieger. Politisch ist Romain Gary ein Gaullist, als Schrifsteller sehr erfolgreich. 1945 erscheint sein erster Roman. Für den Roman Racines du ciel (Die Wurzeln des Himmels) erhält er 1956 den Prix Goncourt. Der wird nur einmal im Leben eines Schriftstellers vergeben, aber unter dem Pseudonym Émile Ajar gelingt ihm das 1976 mit dem Roman La vie devant soi ein zweites Mal.
Seit 1945 arbeitet er im diplomatischen Dienst. Und kommt herum - Sofia, Bern, New York, Los Angeles. Hier trifft er Jean Seberg (*1938). Die Schauspielerin befindet sich auf dem Höhepunkt ihres Erfolgs nach ihrer Rolle in Godards „Außer Atem“.

Ein „coup de foudre“. Jean Seberg und Roman Gary beziehen eine Wohnung in Paris. 1962 Hochzeit. 1963 Geburt von Diego Gary. Bald ist die Liebe perdu, beide bleiben indes im weitläufigen Haus, allerdings in getrennten Wohnungen.
1970 Scheidung.

Seit 1968 setzt sich die Schauspielerin für die Black Panther Party ein.
In Zuge der FBI-Aktion COINTELPRO gerät sie zur Zielperson. Ihre Telefonate werden protokolliert. Neben einer finanziellen Unterstützung kaufe Jean Seberg Waffen für die BPP und gewähre den Mitglie-dern in ihrem Haus Unterschlupf. Als sie ein Kind erwartet, setzt das FBI über eine Klatschkolumnistin das Gerücht in die Welt, einer der Black Panther-Führer sei der Vater des ungeborenen Kindes.
Jean Seberg erleidet eine Frühgeburt. Das Kind stirbt zwei Tage später. Es ist von weißer Hautfarbe.

Am 29. August 1979 besucht sie am späten Abend mit ihrem seinerzeitigen Lebensgefährten Ahmed Hasni die Premiere des Films „Clair de femme“.
Just den Film, den wir heute sehen.

Sie wird gewahr, dass er von ihrer Liebesgeschichte mit Romain Gary handelt und diese verwertet. Sie verlässt ihre Wohnung in der Rue du Bac Nr. 108. Merkwürdig und auffällig ist, dass sie nackt, nur mit einer Decke umwickelt ist. Sie bleibt danach ver-schwunden. Nach zehn Tagen, am 8. September, findet man ihre Leiche zwischen Vorder- und Rücksitz ihres Renaults in der Rue Général Appert. Die Stelle ist nicht 300 Meter von ihrer Wohnung entfernt, wie häufig kolportiert wird, sondern mehr als fünf Kilometer. Neben ihr Schlaftabletten und ein Abschiedsbrief. Der Tod ist durch das Barbiturat Nebutal verursacht worden. Außerdem wird festge-stellt, dass sie 7,94 Promille Alkohol im Blut hatte und nicht in der Lage gewesen sein kann, ein Auto zu steuern. Im Wagen werden keine leeren Flaschen gefunden. Einem Polizisten fällt auf, dass auf allen anderen Wagen in der Straße von den Bäumen Pollen auf den Dächern lagen – nur auf ihrem R 5 nicht.

Romain Gary beschuldigt das FBI, an ihrem Tod mitschuldig zu sein. Sein Suizid folgt 15 Monate später, am 2. Dezember 1980.

Es gibt ein Essen und Wein.
Spenden sind willkommen.

Klaus