An der Ahr wie jedes Jahr!

 Gruppe am Tisch, zufriedene Gesichter, das Essen scheint zu schmecken.

 

Die Kölner
Innenstadtgruppe
in Dernau


3. Oktober 2018 | Diesmal mit Edith und Heinz Stehr, die gestern aus Elmshorn gekommen waren, um ihre Enkelin in Köln zu besuchen. Wir lassen uns auf Bänken des Dernauer Festplatzes nieder, in den Gläsern Spätburgunder, das bevorzugte Gewächs der Gegend. Die Winzergenossenschaft nennt sich Dagernova, als Hinweis auf den römischen Ursprung des hiesigen Weinbaus. Sie organisiert 600 Winzer, die vorwiegend in Steillagen zu arbeiten haben, häufig im Nebenerwerb. Die beste Lage in Dernau ist der Pfarrwingert, ein Berghang, der der Kirche abgerungen werden musste.

Das Innere des Berges birgt den alten Atombunker der Bundesregierung und erinnert an ihren Wahn, einen Atomkrieg überleben zu wollen. Zwei Wochen – und dann?

Weinkönigin Corinna Gilles eröffnet das Fest. Ein Stimmchen wie aus dem Weinfass. Bis Ende Oktober muss sie noch durchhalten. Den Lautsprechern entfährt sachte einschlägige Stimmungsmusik. Die zweite Flasche ist zwei Euro teurer. Wir schmecken voreilig die Differenz. Dann bekommen wir die zwei Euro erstattet. Im nahegelegenen Restaurant Rebstock gibt es zum Essen Blanc de Noir, Weißwein von roten Trauben.

Beiläufig stellen sich Fragen zur gegenwärtigen Lage der Partei. Heinz findet es absurd, wenn die Verteidiger des Programms als Fraktion denunziert werden. Und Walter bekennt, dass nicht nur die Stichhaltigkeit des Programms, sondern auch der seinerzeitige Vorsitzende entscheidend für seinen Eintritt in die Partei waren. Der hört es gern, verabschiedet sich aber bald. Edith und Heinz wollen noch im Hellen ankommen.

Draußen ist es unterdessen angenehm warm. Der 28. Jahrestag des DDR-Anschlusses fügt sich glücklich und trocken zwischen zwei Regentage. Wir wackeln über die Ahrbrücke, beobachten die ortsfesten Äschen im Fluss sowie einen eleganten Afghanen, der sich huldvoll im Fahrradanhänger kutschieren lässt. Dann lassen wir die zweistöckige Niederlassung der Genossenschaft rechts liegen und schaffen uns die 50 Meter weiter zur Ahrklause hinauf, wo eine Terrasse mit Blick auf den Ort und seine Weinhänge lockt. Auffallend klein sind die Parzellen. Mal stehen die Rebzeilen senkrecht zum Hang, mal horizontal.

Blaubeerjoghurtsahnetorte, Eissplittertorte und Mohnkuchen. Wir denken an Afghanistan. Auf dem Etikett der Frühburgunderflasche lauert vor einem orange Hintergrund eine blaue Kugel mit hellem Reflex vergeblich auf ihre gegenständliche Deutung. Vom Festplatz tönt Blechmusik herauf. Um 18.00 Uhr ist der Wein getrunken, die Gemüter schon etwas belegt.

Das deutsche Weininstitut teilt am 4. Oktober mit: «Nach der kleinen Vorjahresernte (7,5 Mio. Hektoliter) und entsprechend gut geräumten Kellern lassen die jüngsten Ertragsschätzungen für den 2018er Jahrgang eine bundesweite Weinmosternte von etwa 10,7 Millionen Hektolitern erwarten.» Im langjährigen Mittel sind es 8,7 Mio Hektoliter. In diesem Jahr also 23 Prozent drüber.

Das kleine Weinbaugebiet Ahrtal kommt im Schnitt auf 38.000 Hektoliter. In diesem Jahr werden 55.000 Hektoliter erwartet. Das sind 45 Prozent mehr! Nach dem sonnigen und warmen Wetter konnte drei Wochen früher mit der Weinlese begonnen werden. Üppiger Behang, gesunde Trauben von optimaler Reife: Alles deutet auf einen hervorragenden Jahrgang 2018!

Text und Foto: Klaus Stein

 


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