Italien verabschiedet kubanische Mediziner*innen
Volle Stationen,
Korridore mit Betten
29.05.2020 | Mit einer Zeremonie auf der zentral gelegenen Plaza del Duomo der Stadt Crema wurde den kubanischen Mediziner*innen gedankt, die zusammen mit italienischen Kolleg*innen die Corona-Pandemie bekämpften und die Opfer versorgten.
Als die kubanischen Mediziner*innen vor zwei Monaten in der Lombardei eintrafen, richtete das Virus in der Lombardei geradezu ein Massaker an. Die norditalienische Region war zum Epizentrum der Pandemie in Italien geworden, das weitgehend privatisierte und auf Großkliniken ausgerichtete Gesundheitssystem der Region völlig überfordert.
Während die Europäische Union wegschaute, Deutschland und Frankreich sogar die Ausfuhr medizinischer Hilfsmittel nach Italien blockierten, schickten China und Russland medizinische Hilfsgüter und Personal nach Italien.
Kuba entsandte die Sanitätsbrigade «Henry Reeve» mit 36 Ärzt*innen, 15 Krankenpfleger*innen und einen Logistiker zur Unterstützung der italienischen Ärzt*innen. Sie kamen im Hauptkrankenhaus der Stadt Crema, in einem Feldkrankenhaus und in einem Pflegeheim für ältere Menschen, in dem Bewohner*innen infiziert waren, zum Einsatz.
Das Brigademitglied Eduardo Brito Pérez sagte gegenüber «Cubadebate», dass es nicht die Kälte in den letzten Märztagen oder die fremde Sprache war, die ihn am meisten bedrückte, sondern die ständigen Sirenen der Krankenwagen, die große Zahl der an COVID-19 erkrankten Patient*innen, die vollen Stationen, die Korridore mit Betten. «Überall in der Gesundheitseinrichtung gab es Menschen mit Atembeschwerden, Fieber oder anderen Symptomen, die durch SARS-CoV-2 verursacht wurden.»
Die Brigade kam sofort in der «roten Zone» der Corona-Pandemie zum Einsatz. Viele der Brigademitglieder waren bereits 2014 in Westafrika im Kampf gegen die Ebola-Virusepidemie im Einsatz. «Diese Mission in Italien ist wegen der Ansteckungskraft des neuen Coronavirus sehr riskant. Das Ebola-Virus hatte jedoch eine sehr hohe Letalitätsrate. Was wir dort gelernt haben, war nützlich, vor allem für die Organisation der Arbeit», sagt Eduardo Brito Pérez.
Da die Epidemie nun auch in Italien ausklingt, können die kubanischen Mediziner*innen jetzt in ihre Heimat zurückkehren.
Zum Abschied hing auf einem kleinen Balkon des Rathauses eine kubanische Flagge, neben den Flaggen der Europäischen Union, Italiens und der Stadt Crema. Auf dem Platz die kubanischen Mediziner*innen mit Gesichtsmasken und dem obligatorischen Hygieneabstand sowie die Vertreter*innen der regionalen und lokalen Behörden - etwa vierzig Bürgermeister*innen waren aus den Gemeinden eingetroffen, denen das Krankenhaus in Crema dient -, der Gesundheitsminister der Lombardei, der Botschafter der Republik Kuba in Italien und die Präsidentin der Nationalen Vereinigung der Freundschaft Italien-Kuba. Hinter einer Absperrung drängten sich die Einwohner*innen Cremas mit kubanischen Flaggen und handgemachten Plakaten, um den kubanischen Mediziner*innen zu danken.
Die Bürgermeisterin von Crema würdigt die Arbeit der kubanischen Ärzt*innen und Krankenpfleger*innen, die gemeinsam mit ihren italienischen Kolleg*innen die Qualen und das Bemühen, Leben zu retten, geteilt haben. «Was die Kubaner, die aus dem Ausland kommen, als ‹Ausländer› getan haben (…) zeigt, dass die einzige Möglichkeit, sich gegenüber jedem Ausländer zu verhalten, darin besteht, ihn willkommen zu heißen, sich wie Brüder zu verhalten (…) Niemand sollte in Crema ein Ausländer sein, von nun an werden wir ein entscheidendes Argument haben», so Stefania Bonaldi.
Luis Angel Sanchez Rodriguez, einer der Ärzte der kubanischen Brigade, sagte, dass ihn die offizielle Abschiedszeremonie sehr bewegt habe. «Da wir alle einen roten Pullover mit der Aufschrift ‹Man nennt mich Kuba› trugen, war es sehr leicht, erkannt zu werden, und auf dem Weg zum Ort der Zeremonie, als wir eine zentrale Straße in der Stadt überquerten, begannen alle Leute von beiden Seiten der Straße zu applaudieren.» Er sagte, dass sie von den Kindern bis zu den alten Menschen angehalten wurden, um sie zu begrüßen und Kuba zu danken. «Es war unglaublich, überwältigend.»
Zum Schluss der Zeremonie wurde den Kubaner*innen mit einem langen Applaus für ihren Einsatz gedankt.
Die Mission in Crema, in der Region Lombardei, die erste in Italien und in Europa, ist offiziell beendet.
In wie weit sich die italienische Politik gegenüber Kuba für die erwiesene Solidarität erkenntlich zeigen wird, wird sich in den nächsten Tagen herausstellen.
Antrag im Senat für die Aufhebung
der Blockade gegen Kuba
«Im Senat wurde ein Antrag eingebracht, der die Regierung verpflichtet, in allen Foren für die Aufhebung der Wirtschafts-, Handels- und Finanzblockade einzutreten, unter der Kuba seit Jahrzehnten leidet und die die Trump-Administration in den letzten Monaten trotz der aktuellen Pandemie zu verschärfen beschlossen hat», gab Maurizio Acerbo, nationaler Sekretär von Rifondazione Comunista – Sinistra Europea, bekannt.
«Das italienische Parlament hat die Gelegenheit, mit einem politischen Akt auf die Großzügigkeit zu reagieren, die das kubanische Volk und die Medizinische Brigade Henry Reeve gegenüber unserem und vielen anderen Ländern gezeigt haben. Wir haben Senatorin Paola Nugnes, die uns in der gemischten Gruppe des Senats vertritt, gebeten, den Antrag einzubringen, und wir danken allen Senatorinnen und Senatoren, die ihn unterstützt und unterschrieben haben, so dass er vorgelegt werden konnte. Wir hoffen, dass der Antrag mit dem Votum aller Parlamentsfraktionen angenommen wird».
Quelle: kommunisten.de
«Italiens Corona-Katastrophe hat Verantwortliche», ntv, 23.5.20