Exkursion zu Stätten der Erinnerung an Karl Marx

Karl Marx in Köln


Die DKP Köln erinnert anlässlich des 200. Geburtstags von Karl Marx mit einer Führung an sein Wirken in Köln. Führen und mit Informationen versorgen wird uns Klaus Stein.

Wir treffen uns am Samstag, den 5. Mai um 11Uhr am Alter Markt vor dem Turm des historischen Rathaus.

Dort bekommen wir etwas zu hören zu den Ratsturmfiguren, unter denen auch eine von Marx zu finden ist. Die nächste Station ist das Cafe Rosenau am Heumarkt, wo sich die Redaktion der Neuen Rheinischen Zeitung befand, deren Chefredakteur Marx war. Eine dort angebrachte Tafel weist darauf hin. Zuletzt begeben wir uns zum Gebäude der Volkshochschule am Neumarkt, wo der Wohnort von Marx war. Daran erinnerte ebenfalls eine Tafel, die aber wieder entfernt worden ist. Diese wollen wir provisorisch erneut anbringen. Zu den Vorgängen im Zusammenhang mit der Gedenktafel am VHS-Gebäude noch ein Zitat von Werner Jung:
Marx und die vier kleinen Bohrlöcher 1983 beschlossen der Kulturausschuss und der Rat eine ganze Fülle von Gedenktafeln. Warum nicht auch eine für Marx? Zwei Jahre lang wurde dann
um den passenden Text gerungen, wobei es vor allem darum ging, ob Marx als „Begründer des wissenschaftlichen Sozialismus“ gewürdigt werden sollte. Der Verwaltung passte das nicht. Sie ließ eine Gedenktafel ohne diesen Bezug herstellen. Dies ging der einst so „marxistischen“ SPD (und insbesondere dem wenige Jahre später als Stasi-Informant entlarvten Ratsherr Wilhelm Vollmann) gegen den Strich. Daraufhin finanzierte die SPD eine Tafel mit einem entsprechenden Zusatz. Allerdings war der Text falsch, da Marx bereits 1842/43 in Köln gearbietet hatte und die Tafel ein Billigprodukt sondergleichen (war). Soweit so gut, möchte man meinen. Doch die Story ist noch nicht beendet. Die Tafel verschwand nun erst mal für vier Jahre im Keller des Bezirksrathauses, bis eines Tages einem Bezirksvertreter ein kurzer Lichtblick kam: „Hatten wir nicht
mal...?“ Im August 1989 wurde die Gedenktafel am VHS-Gebäude aufgehängt – mit vier Bohrlöchern für die Dübel und einfachen Schrauben. Die Tafel hing aber nur wenige Wochen, dann war sie plötzlich weg. Vielleicht montierte sie ja ein Gegner des „wissenschaftlichen Sozialismus“ ab. Bis heute wurde die Tafel nicht ersetzt. Gestört hat es seitdem niemanden. Von der anderen, von der Stadtverwaltung hergestellten Tafel fehlt
ebenfalls jede Spur. Auch die im Abstand von fünf Jahren abgegebenen Beteuerungen von Bezirksvertretern, da würde man aber jetzt was machen, verpufften. Und so kam es, dass an das Wohnhaus von Marx vier kleine Bohrlöcher erinnern. Wer sich auf die Suche begeben will: rechter Betonpfeiler neben der großen Fensterfront am Weg zum Eingang. Zwei Fotos: Bezirksvertreter Walter Kuert präsentiert sotlz die Gedenktafel (Text schlecht zu erkennen: Karl Marx, geb. am 5. Mai 1818 in Trier, gest. am 14. März 1883, Begründer des wissenschaftlichen Sozialismus, arbeitete von April 1848 bis Mai 1849 in Köln und lebte in dieser Straße) Autor (es handelt sich um Werner Jung, jetzt Leiter des El-De-Hauses), auf Bohrlöcher zeigend, am 15. Juni 1996.

Quelle: Werner Jung, Das neuzeitliche Köln, Bachem Verlag, 2004, S. 147.