Moderne Sklaverei…
…und Drohung mit der Polizei
Stundenlohn 7,40€, Trinkgelder werden vom Arbeitgeber einbehalten, oft 12 Stunden-Schichten ohne feste Pausenregelung, Behinderung bei der Gründung von Betriebsräten– das und vieles andere ist Alltag in vielen Filialen der Franchise-Kette VAPIANO. Wir wollten uns das nicht länger anschauen und haben uns im Rahmen einer landesweiten Aktion der SDAJ Rheinland-Westfalen vor zwei Kölner Filialen gestellt und den Betrieb in einer Flyer-Aktion geoutet, unter dem Motto: „Pizza, Pasta – Prekär!"
Die prompten Reaktionen blieben nicht aus – von verschiedenen Seiten. Die Kunden, die entweder gerade den Laden betreten oder ihn verlassen wollten, zeigten sich interessiert, einige hakten nach, wie so oft kam die Reaktion: „Das ist ja unmöglich!" Mit einigen diskutierten wir über den Sinn eines Mindestlohns.
Franchise bedeutet nicht, nur die gute Presse und den Profit abzugreifen!
Auch die Filialleitungen sahen nicht mit gefalteten Händen zu. Die Drohung mit der Polizei kam wie auf dem Silbertablett, im Gepäck die wahnwitzigsten Begründungen: Imageschaden, Rufmord und eigentlich ist das ja ein Franchise-Unternehmen und gar nicht so schlimm und in IHRER Filiale würde natürlich alles nach Tarif laufen. Über einiges verloren sie allerdings kein einziges Wort. Bestes Beispiel: Die Trinkgelder, die einbehalten werden. Mindestens 4€ pro Stunde könnte jeder Beschäftigte behalten, tatsächlich bekommen sie 15 Cent. Darüber wird lieber geschwiegen. Später lenkten die Filialleiter ein; sie fänden es ja eigentlich gut, was wir hier machen, aber wir mögen uns doch bitte vom Betriebsgelände entfernen.
Später, bei der Nachbereitung der Aktion erreichte uns bereits die erste Reaktion, ein Mitarbeiter bei VAPIANO schrieb uns an, lobte uns für die Aktion und bezeichnete solche Arbeitsverhältnisse als moderne Sklaverei. In Düsseldorf und in Aachen werden wir weitere Filialen aufsuchen und auch in Köln werden wir wieder vor VAPIANO auftauchen.
SDAJ Köln