SDAJ-Redebeitrag auf der DKP-Maifeier 2015
Max von der Sozialistischen Deutschen Arbeiterjugend Köln:
Heute feiern wir den gestrigen internationalen Kampftag der Arbeiterklasse. Dabei ist der heutige Tag in seiner Geschichte nicht weniger politisch – und auf tragische Weise wichtig für uns.
Am 2. Mai 1933 drohte die deutschen ArbeiterInnenbewegung mit der Zerschlagung der Gewerkschaften vernichtet zu werden. Viele KommunistInnen und SozialdemokratInnen waren im Vorfeld schon interniert und umgebracht worden. Der Sturm der Nazischergen auf die Gewerkschaftshäuser gab ein mahnendes Beispiel dafür, wie Kapitalinteressen und Faschismus Hand in Hand gehen können – und dass wir dem Faschismus nicht mit Duldung oder Hinhaltepolitik beikommen können.
Ebenso besonders und nicht minder tragisch ist ein weiterer Anlass des heutigen Tages, an den wir uns heute erinnern: der erste Jahrestag des Brandanschlags auf das Gewerkschaftshaus in Odessa. RegimekritikerInnen, AntifaschistInnen und GewerkschafterInnen wurden von einem herangekarrten Faschistenmob durch die Straßen gejagt und zu dutzenden im und um das Gewerkschaftshaus ermordet.
Das deutsche Medienecho und die Reaktionen der deutschen Politik daraufhin waren sehr verhalten und mit dem Verweis, man könne sich ja nicht in die inneren Angelegenheiten der Ukraine einmischen, schnell vorbei. Es ist eine mahnende Schande, dass für solche Taten von deutschem Boden aus Verständnis, Unterstützung und Deckung für Faschisten gegeben wird.
Der faschistische Putsch und der Bürgerkrieg, den er nach sich gezogen hat, ist nur einer von vielen reaktionären Auswüchsen die uns in der letzten Zeit zunehmend häufig begegnen.
Was wir in den letzten anderthalb Jahren erleben durften, war, dass die Rufe nach einer deutschen Verantwortung in der Welt wieder lauter werden; dass Rechtpopulisten und Nazis Massen auf die Straße bringen; dass die Rechte der arbeitenden Klasse durch TTIP und das Tarifeinheitsgesetz bedroht werden; und das die Friedensbewegung der drohenden Kriegsgefahr eher machtlos gegenüber steht. Dies alles zeigt, dass das deutsche Kapital selbstbewusst und stark wie selten zuvor ist und vor keinem Mittel mehr zurückschreckt sein Herrschafts- und Einflussgebiet zu erweitern, um seine Führungsrolle in Europa auszubauen.
Was wir aus der Geschichte lernen können, ist es, nicht abzuwarten, bis der Faschismus als höchste reaktionäre Front gegen die Interessen der Arbeiterklasse offen auftritt, sondern überall dort wo reaktionäre Politik gemacht wird, sie als solche zu entlarven und solidarisch, international und geschlossen gegen sie vorzugehen.
Wir als kommunistischer Jugendverband, sehen es in unserer Pflicht diesen Kampf zu führen und der arbeitenden und lernenden Jugend zur Seite zu stehen. Zu diesem Zweck ist es unentbehrlich, gemeinsam mit BündnispartnerInnen anderer fortschrittlicher Organisationen zusammenzuarbeiten und Widerstand zu organisieren.
Zu kämpfen bedeutet, zu arbeiten und sich anzustrengen – aber auch, die Zukunft im Blick zu haben und selbstbewusst zu sein. Selbstbewusstsein dürfen wir uns erlauben – und deshalb dürfen eine Vernetzung fortschrittlicher Kräfte auch mit Festlichkeiten wie dieser Maifeier heute begangen werden. Ich möchte Euch an dieser Stelle der Verbindung politischen Kampfes mit Feierlichkeiten auch auf das Festival der Jugend hinweisen, dass die SDAJ Ende Mai hier in Köln veranstalten wird. Dort werden wir zwar ebenfalls feiern, jedoch auch viel zu aktuellen politischen Themen diskutieren, arbeiten und Vorträgen lauschen.
Für uns als Kölner SDAJ ist das aber nicht nur eine großartige Möglichkeit, sondern vor allem auch viel Arbeit. Bei dieser Arbeit werden wir von vielen Bündnispartnern unterstützt und ganz vorne ist da die DKP zu nennen. Sie hat uns bisher geholfen wo sie konnte und wir sind uns sicher, dass die Zusammenarbeit auch in den nächsten Wochen noch einmal deutlich Fahrt aufnehmen wird.
Vielen Dank
Foto: Klaus Müller