Filmabend der DKP Köln-Innenstadt
Eine auswärtige Affäre
Dienstag, 23. Januar, 19.30 Uhr, Freidenkerzentrum, Bayenstraße 11
Der vielfach preisgekrönte Regisseur Billy Wilder (* 1906 im österreichischen Galizien, heute Ukraine, † 2002 in Los Angeles) kam über Krakau nach Wien. Er verdingte sich dort als Reporter. Ab 1927 in Berlin. Gemeinsam mit Erich Kästner schrieb er 1931 das Drehbuch für „Emil und die Detektive“. Er emigriert 1933 nach Paris, später in die USA.
Wir kennen ihn als Regisseur von außerordentlich amüsanten Filmkomödien wie „Manche mögen’s heiß“ (1959), „Das Appartement“ (1960), „Eins, Zwei, Drei“ (1961), „Das Mädchen Irma la Douce“ (1963) oder „Extrablatt“ von 1974.
Er führte aber auch Regie bei „Zeugin der Anklage“ (1957).
Nicht zufällig ist „Eine auswärtige Affäre“ weniger bekannt. Premiere des Films in den USA war am 30. Juni 1948, in der BRD kam er erst am 6. Mai 1977 ins Fernsehen. Ins Kino 1991. Er ist nie synchronisiert worden. 2007 hat ihn die FSK für Zuschauer ab 12 Jahre freigegeben.
Billy Wilder war 1945 als Soldat in Berlin stationiert und im Offiziersrang für Film und Propaganda zuständig. In einem Memorandum an die Militärbehörde formulierte er seine Idee für einen propagandistischen Spielfilm. Dazu angeregt wurde er durch den Erfolg des Films „Mrs. Miniver“ von 1942, der die Kampfbereitschaft der Bevölkerung mehr gestärkt habe als jeder Dokumentarfilm oder jede Wochenschau – seinerzeit teilten dieses Urteil auch Churchill, Roosevelt und Goebbels.
Und in der Tat sind der „auswärtigen Affäre“ politische Absichten authentisch abzulesen, welche die US-Regierung bezüglich Deutschland und den Deutschen hatte. Oder besser: was sie davon der eigenen Bevölkerung mitzuteilen gedachte.
Knapp gesagt: Versöhnung mit den Deutschen, Akzeptanz ihrer Nazi-Vergangenheit und weiterer moralischer Mängel - bis auf wenige Ausnahmen, die allenfalls gegenüber höchstrangigen Faschisten zu machen seien. Bei selbstverständlicher Stoßrichtung gegen die Sowjetunion.
Das bedeutete eine politische Wende und konnte nicht erklärt werden, ohne zuvor gültige politische und moralische Maßstäbe zu erschüttern. Die eben noch verbündeten Sowjets verwandeln sich in verächtliche Figuren, die feindlichen Deutschen werden Freunde.
Die republikanische Kongressabgeordnete Phoebe Frost ist Teil einer Delegation, die die Moral der amerikanischen Soldaten zu überprüfen hat. Sie ist entsetzt über die moralischen Entgleisungen, auf die sie überall in Berlin trifft. Als vorgebliche Deutsche lässt sie sich von zwei GIs in einen Nachtclub führen. Hier tritt Marlene Dietrich als nazi-belastete Erika von Schlütow auf, über die Captain Pringle seine schützende Hand hält, aber bald veranlasst wird, Mrs. Frost heuchlerisch zu umwerben, um sie von weiteren Nachforschungen abzuhalten.
Einige der Aufnahmen des zerstörten Berlin stammen von 1945. Aber auch sonst gerät ein gehöriges Maß an Nachkriegswirklichkeit in diesen Film.
Wir bieten Essen und Getränke. Spenden sind willkommen.
Klaus