Mieterprotest in der Kölner Südstadt

Demonstration gegen Verdrängung

6. Februar 2018. 22 Mieter im „Haus Baden“ haben die Kündigung erhalten. Aber sie wehren sich.

Die Wohnungsgesellschaft begründet die Kündigung: „da wir ansonsten bei einer Fortsetzung des Mietverhältnisses an einer angemessenen Verwertung gehindert sind.“ Am 18. Januar hatte der Kölner EXPRESS berichtet, dass die Firma die alten Mieter raus haben will, um die Wohnungen auszubauen und teurer zu vermieten.
„Das dürfte auch wegen der Toplage nicht schwer werden. Denn: Die Immobilie ist jeweils nur fünf Minuten vom Rheinauhafen und vom Chlodwigplatz entfernt.“ Zudem soll eine Baulücke geschlossen werden, durch Neubau zusätzliche 840 Quadratmeter gewonnen und kleine Wohnungen zusammengelegt werden. „Haus Baden“ verspricht sich Mehreinnahmen von 172 800 Euro pro Jahr. Die Initiative „Recht auf Stadt“ hat sogleich zu einer Demonstration gegen Verdrängung aufgerufen und eine Petition ins Netz gestellt. Sie fordert die Rücknahme der Kündigungen.
https://www.openpetition.de/petition/online/ruecknahme-der-wohnungskuendigungen

Es schneit, es ist kalt, die Straße glatt. 80 Menschen protestieren vor der Trajanstraße 10. Es sprechen
die betroffenen Mieterin Ellen Hübner, 70 Jahre, Rentnerin,
Kalle Gerigk von „Recht auf Stadt“
Andreas Hupke der Bezirksbürgermeister der Innenstadt von den Grünen sowie
Michael Scheffer, Bezirksvertreter von der Linkspartei.
Scheffer erinnert an die antifaschistische Schriftstellerin Irmgard Keun, die in diesem Haus gewohnt hat. Zufällig hätte sie heute Geburtstag gehabt. Womöglich war zu ihrer Zeit „Haus Baden“ das „Familienunternehmen mit Herz“, wie sich die Firma heute rühmt. Auf ihrer Homepage heißt es: „Die heutigen Familiengesellschafter von Haus Baden / Rhein-Beton folgen in ihrem täglichen Handeln den Gründervätern. Gestern wie heute steht die Zufriedenheit der Menschen in den Wohnungen an erster Stelle. Ein schönes Zuhause schafft eine besondere Beziehung zwischen Vermieter und Mieter, die es so wie bei Haus Baden wohl nur ganz selten gibt.“
Aber Ellen Hübner, die hier seit zehn Jahren wohnt und für ihre 37 Quadratmeter 510 Euro Miete zahlt, soll bis zum 31. Juli raus aus der Wohnung.
Kalle Gerigk: „Die gekündigten Mietverträge weisen teilweise stolze 11,50 Euro pro Quadratmeter auf. Im Kündigungsschreiben nennt Haus Baden Zielmieten von 18 € pro Quadratmeter für die Trajanstr. 10.“ Die Initiative „Recht auf Stadt“ plant weitere Aktionen und fordert: Mietenwahnsinn stoppen! Rücknahme der Wohnungskündigungen! Unterstützt die Mieterinnen und Mieter in ihrem Kampf um die Rücknahme der Kündigungen und für ein generelles Verbot von Kündigungen aus wirtschaftlichen Gründen.

Text und Fotos: Klaus Stein. Mehr Bilder bei click auf das Foto