Peter Simon - Am 12. Januar 1969

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Am 12. Januar 1969 kamen die Genossinnen und Genossen in Westhofen aus verschiedenen Hochschulorten der Bundesrepublik zusammen, vornehmlich aber aus Nordrhein-Westfalen und vor allem von den Universitäten Köln und Bonn, und gründeten die Assoziation Marxistischer Studenten – Spartakus (AMS). Bereits im Jahr darauf hatte dieser Zusammenschluss nahezu 1.000 Mitglieder, während der SDS sich im März 1970 auflöste. Das enge Bündnis von MSB und SHB hatte eine studentische Massen-anhängerschaft. 1972 zählte der MSB 40 Gruppen mit 2.000 Mitgliedern, 1973 der SHB 80 Gruppen mit etwa 3.000 Mitgliedern. Die Politik der gewerkschaftlichen Orientierung konnte nur durch eine brutale Berufsverbote-Politik gestoppt werden. Von den seit 1972 eingeführten Beschäftigungs- und Berufsverboten waren Mitglieder des MSB z. B. bei der Bewerbung für akademische Hilfstätigkeiten und bei Bewerbungen für den öffentlichen Dienst in hohem Maße betroffen.

Trauerredner Wolfgang Reinicke-Abel.


Der MSB gab das monatliche Studentenmagazin Rote Blätter heraus und führte das vormalige Kölner SDS-Blatt facit als umfangreiches zweimonatliches Theorieorgan («Beiträge zur marxistischen Theorie und Politik») fort. Die facit-Gruppe, für die Peter Simon schon im Jahre 1967 schrieb, war eine der Gründungsgruppen des MSB gewesen. Ihre Mitglieder hatten mit der illegalisierten KPD sympathisiert bzw. ihr angehört, so auch Peter. Er organisierte nicht nur mit viel Engagement in den frühen 1970er-Jahren den sogenannten «Roten Rummel»- ein erfolgreiches Kulturfestival des Marxistischen Studentenbundes, nein, er stand fast jeden Samstag mit einem UZ-Stand auf dem Chlodwigplatz.


Sein Interesse galt auch im weitesten Sinne ‹linker› Graphik und Kunst, seine Sammlung gab immer wieder Anlass zu Kunstversteigerungen in seiner Wohnung in der Goltsteinstraße, zunächst in der Nr. 76a, danach gegenüber in der ‹65›, in der er gemeinsam mit Wein-Eddy ein großherziger und großzügiger Gastgeber war. Ein munterer Haufen von Freundinnen und Freunden gaben sich hier über Jahre ein fröhliches Stelldichein: Gaukler und Künstler, Musiker und Literaten, Neu- und Altlinke.


Sein gesellschaftliches und anwaltliches Engagement soll bei dieser Aufzählung allerdings nicht zu kurz kommen. Nachdem er seinen gut dotierten Job als leitender Angestellter eines Kölner Versicherungskonzerns aufgegeben hatte, beriet und vertrat er insbesondere Mandaten, die nicht unbedingt auf Rosen gebettet waren. Bis zu seiner Hirnblutung war er für die kostenlose Sozialberatung rund um Hartz IV und Sozialhilfe für die Partei Die Linke tätig. Frau Hersemeier – seine langjährige Bürovorsteherin – und Gerda standen ihm bis zuletzt in seiner Kanzlei zur Seite. Sein ehemaliger Referendar, der heutige Anwalt Frank Niesen half dabei, die Kanzlei sukzessive aufzulösen.