Peter Simon - Vor nahezu 77 Jahren

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Vor nahezu 77 Jahren wurde Peter Simon am 30. November 1942 in Berlin geboren, nach faschistischem III. Reich und verheerendem II. Weltkrieg ging es über Lippstadt, dort lebte die Familie des Vaters, 1956 nach Köln. Die Beziehung zu seinen Schwestern Eva-Maria und Bettina – er nannte sie Puppa und Tini – war stets von Liebe und Bruderstolz geprägt. Seine antifaschistische Haltung resultierte auch aus dem distanzierten Verhältnis zu seinem Vater, den er als Nazi kennzeichnete. Das Verhältnis zu seiner Mutter und seiner «Heimatstadt» Köln war eng. Er kannte ja «Gott und die Welt» und hat hier in Köln nahezu sein ganzes Leben verbracht. Der rheinische Humor und die Liebe der Kölner für Kölsch, Karneval und den 1.FC Köln waren ihm nicht fremd, was seine abendlichen Besuche in seiner damaligen Stammkneipe, der Eule in Bayenthal, beweisen. Auch Kuckis Weinkneipe zur Alten Wettannahme in der Alteburger Straße gehörte zu seinen bevorzugten Adressen. Samstagmorgens trank er dort gerne seinen Cremant. Im Tavernaki lauschte er bei griechischen Speisen den von seinem Freund Fotis organisierten Konzerten. Dort hielt er auch schon mal die einführende Rede.


Bayenthal und die Südstadt waren seine bevorzugten Veedel. Er lebte jahrelang mit seiner Frau Betty, die viel zu früh starb, auf der Goltsteinstraße, ganz in der Nähe seines Freundes André Müller und seiner Frau Anja Weintz, bei denen er häufig zu Gast war. Anja weilt auch nicht mehr unter uns. Immer wieder ist es ihm gelungen, durch seine abwartende, vermittelnde und ausgleichende Art Freundschafts- und Familienbande zusammenzuhalten.


Bis zu seiner Prostata-OP vor einigen Jahren spielte er leidenschaftlich gern Fußball als Torwart bei den alten Herren des Anwaltvereins.


Ich hatte das große Glück ihn im Jahre 2009 näher kennenzulernen, als ich mich wegen einer arbeitsrechtlichen Auseinandersetzung hilfesuchend an den Genossen Anwalt Peter Simon wandte. Es stellte sich sehr schnell heraus, dass unsere Interessen sehr ähnlich lagen: Die Liebe zu Frankreich und Griechenland, zu deren Kultur, Speisen und Getränken, zur Musik, insbesondere dem Jazz, zur Kultur und Kunst im Allgemeinen und zur Politik im Besonderen. Am Ende hat er mich als seinen «großen» Bruder bezeichnet, vice versa, lieber Peter.


Ich möchte heute insbesondere folgende Menschen nennen, die sich in großer Verbundenheit in den letzten Jahren intensiv um Peter gekümmert haben: seine Schwester Bettina und ihr Partner Günther, die ihm jeden Sonntag durch ihre Anwesenheit versüßt haben, meine Frau Christine, wie immer eine Stütze in der Brandung des Lebens, seinem langjährigen Freund Chris, ehemaliger Besitzer des legendären Metronome-Jazzclubs, der, wie wir, immer nach dem «Rechten» sah, Frau Hölzber, die seine Betreuung übernahm, und selbstverständlich die Freunde und Genossen, die ihn besuchten, beispielsweise Gerda, Raimund und Gillian. Peter Simon II ist nicht mehr.

Wir sind traurig.

Wolfgang Reinicke-Abel, Köln 19.09.2019